Aktivitäten
Jim Clark Revival - Hockenheim, 11. - 13.04.2014
Die Vorfreude war groß, denn der Besuch des Jim Clark Revival lohnt sich für jemanden mit Benzin im Blut immer. In diesem Jahr gab es aber einen zusätzlichen Grund, dieses Ereignis nicht zu verpassen. Noch mehr als in den vergangenen Jahren stand nämlich die Marke LOTUS im Mittelpunkt. So titelte die Hockenheimring GmbH auf ihrer Homepage mit dem Slogan „Eine motorsportliche Zeitreise mit Lotus im Fokus“.
Aufgrund dieser Tatsache und nicht zuletzt, weil wir im Vorfeld der Veranstaltung tüchtig die Werbetrommel rührten, pilgerten viele unserer Clubmitglieder nach Hockenheim. Um es gleich vorwegzunehmen, auch die längste Anreise hat sich gelohnt. Das Wetter war an allen Veranstaltungstagen hervorragend. Die meisten Besucher kamen erwartungsgemäß am Samstag, den 12. April. Da die Rennveranstaltung bekanntlich bereits freitags mit dem freien Training und den Qualifyings auf dem GP-Kurs beginnt, kamen einige Hardliner bereits am 11. April, um nichts zu verpassen.

Auf einen sehr traurigen Vorfall hätte man aber liebend gerne verzichtet. Im freien Training der Triumph Competetion und British GTs verunglückte der 69-jährige schottische Rennfahrer Dr. Albert Fleming tödlich. Er überschlug sich ohne Fremdbeteiligung mit seinem Lotus Elan auf der Parabolika. Trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen durch die Rennärzte erlag er seinen schweren Verletzungen. Dr. Fleming nahm seit seinem 18. Geburtstag an Rennen in ganz Europa teil und liebte nach Auskunft seiner Fahrerkollegen seinen Sport. Auf Wunsch der Familie und der Rennserie fand die Veranstaltung am Samstag und Sonntag wie vorgesehen statt. Zum Gedenken an Dr. Fleming versammelten sich seine Fahrerkollegen und der Veranstalter am Samstag zu einer Schweigeminute auf der Rennstrecke. Als Zeichen der Anteilnahme befestigten wir an unseren Fahrzeugen schwarze Schleifen.

Es ist die Ironie des Schicksals. Da findet eine Rennveranstaltung statt, um den unvergessenen schottischen Rennfahrer Jim Clark zu ehren, der am 7. April 1968 auf dem Hockenheimring in einem Lotus tödlich verunglückte und nun verunglückt genau bei dieser Veranstaltung wieder ein Schotte, wieder im April und wieder in einem Lotus tödlich. Kein Filmproduzent würde sich so ein Drehbuch unterjubeln lassen, aber die Realität schreibt oft die unglaublichsten Geschichten. Viele, die samstags anreisten, erfuhren erst vor Ort von dieser Tragödie. Sichtlich schockiert standen sie am Contikreisel in der Warteschlange, um ihre Fahrzeuge registrieren zu lassen. Denn am Ende des Veranstaltungstags sollte ein Weltrekordversuch mit Lotus- Fahrzeugen stattfinden. „The show must go on“.
Nach der Fahrzeugregistrierung fuhr man zur Mercedestribüne. Erfreulicherweise ist dort mittlerweile im Gegensatz zu früher das ganze Areal großflächig asphaltiert. Dort parkten die Markenclubs. Freundliche Marshalls sorgten dafür, dass die Fahrzeuge in Gruppen geordnet aufgereiht wurden. Für Lotus war der größte Bereich reserviert. Inmitten dieser vielen Exoten aus Großbritannien errichtete unser 3. Vorsitzender, Kai-Uwe Abel, mit einigen fleißigen Helfern, einen kleinen Pavillon. Die LCD-Beachflag war weithin sichtbar, so dass der mit Club-Accessoires ausgestatte Pavillon von den Clubmitgliedern gerne als Treffpunkt genutzt wurde. Am Club interessierte Nichtmitglieder konnten sich dort unverbindlich informieren und einen ersten Eindruck vom Lotus Club Deutschland gewinnen.

Mit einem Bus-Shuttle konnte man bequem die Boxenanlage und das Fahrerlager erreichen. Es gehört zum Konzept dieser Veranstaltung, dass jedermann das Geschehen in den Boxen hautnah verfolgen kann. Mitunter taten mir die Rennmechaniker fast schon etwas leid. Sie standen ständig unter Beobachtung und die Auslöser der vielen Kameras klickten ununterbrochen. Aber sie ertrugen es mit viel Gelassenheit. Vermutlich genoss der eine oder andere Schrauber sogar das rege Interesse an seiner Arbeit.
Über den Boxen im Paddock-Club hatte das Autohaus Haese die aktuellen Modelle aus dem Hause Lotus aufgereiht. Jan Jansen, versierter Mitarbeiter des Lotushändlers aus Wiesbaden und Clubmitglied des LCD, stand dort den Besuchern mit Rat und Tat zur Verfügung. Ebenfalls auf dem Boxendach konnte man sich an verschiedenen Imbissständen mit Speisen und Getränken versorgen. An dieser Stelle sei ein gerüttelt Maß an Kritik erlaubt. Es gab dort zwar schön eingedeckte Tische, aber was die Qualität der feilgebotenen Speisen angeht, gibt es noch sehr viel Luft nach oben. Noch trostloser war es um das Catering auf dem Markenclubareal bestellt.
Aber konzentrieren wir uns wieder auf das wirklich Wichtige, nämlich auf den Motorsport. Wenn man einmal davon absieht, dass die historische Formel 1 diesmal leider nicht am Start war, so wurde den Besuchern die ganze Bandbreite des Rundstrecken-Motorsports auf vier Rädern geboten und das sowohl im Bereich der Monoposti, als auch bei den Tourenwagen und Prototypen. Es gab sogar eine Dragster Vorführung. Besondere Erwähnung muss an dieser Stelle natürlich der Lotus Cup Europe finden. Hierbei handelt es sich um eine aktuelle Rennserie, welche in fünf Klassen untergliedert ist. Teams aus ganz Europa messen ihre Kräfte. Die dafür verwendeten Fahrzeuge sind uns wohl bekannt und hören auf die Namen Lotus Elise, 340R, 2-Eleven, Exige-V6 oder Evora. Die Kontrahenten besuchen in 2014 sechs verschiedene europäische Rennstrecken. Der Hockenheimring eröffnete die Challenge. Es folgen Dijon-Prenois, Zandvoort, Spa-Francorchamps, Zolder und Le Mans.

Aber auch neben der Rennstrecke gab es viel Sehenswertes. Die Jim Clark Ausstellung war natürlich ein Muss für alle Lotus-Liebhaber. Im Glaspavillion in der Paddock Area war neben vielen persönlichen Gegenständen, Zeitungsausschnitten, Bildern und Modellen auch ein Lotus-40 mit einem 5.7 Liter Ford V8 Motor mit rund 450 PS zu bestaunen. Dieser „Big Banger“ ist ein echter Hingucker und unterstreicht die Tatsache, dass Jim Clark nicht nur in Monoposto-Rennwagen unterwegs war.
Und dann war da noch der Lotus-Weltrekordversuch. Unser Clubmitglied und Organisator des Lotus Historic-Register-Germany, Siegfied Herrmann, organisierte mit sehr viel Ehrgeiz und Herzblut dieses Vorhaben. Für das Gelingen des Weltrekordversuchs mussten mindestens 437 LOTUS Fahrzeuge eine Runde über den 4,574 km langen Grand Prix-Kurs des Hockenheimrings „rollen“. Dieses Ziel wurde leider verfehlt, aber eine Anzahl von 304 Fahrzeugen ist aller Ehren wert und wurde in dieser Größenordnung in Deutschland noch niemals zuvor erreicht. Unter den Startern befanden sich auch der Ex-F1-Fahrer Martin Donnelly und Adrienne Bende, eine Pilotin des Lotus Ladies Cup. Ein großes Dankeschön geht an alle Lotus-Besitzer, die keine Mühen und Kosten scheuten, um sich an diesem Happening zu beteiligen.
Der Rekordversuch stand am Samstag, den 12. April um 19:00 Uhr als letzter Programmpunkt auf dem Zeitplan. Es war also vorhersehbar, dass es für die Teilnehmer ein langer Tag werden würde, und wer nicht gerade in der Umgebung von Hockenheim wohnt, der war gut beraten, sich ein Hotelzimmer zu nehmen. Der Lotus-Club-Deutschland war im Hotel Vorfelder in Walldorf untergebracht, ebenso wie die Jungs vom Historic-Register-Germany. Aufgrund der Tatsache, dass nach dem Rekordversuch alle Teilnehmer mehr oder weniger gleichzeitig und ziemlich spät abends beim Hotel ankamen, waren einige logistische Vorbereitungen zu treffen. Die kompetenten und überaus freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter des Hotels unterstützen uns dabei nach Kräften. So wurden beispielsweise wunschgemäß speziell für die Lotusfahrer auf dem Hotelgelände Parkplätze reserviert und ausgeschildert.
Um 21:30 Uhr wurde das für den Lotusclub vorbereitete exzellente Abendbuffet im Wohlfühlambiente des Kaminrestaurants eröffnet. Das Interesse an dieser Abendveranstaltung seitens der Teilnehmer war exorbitant, so dass die Kapazitätsgrenze bei der Platzreservierung schnell erreicht war und wir schweren Herzens einigen Interessenten absagen mussten.
Nach dem vorzüglichen und allseits gelobten Abendessen traf man sich in ungezwungener Atmosphäre an der Hotelbar und genoss die eine oder andere „Kaltschale“. Bei angeregten Benzingesprächen unter Freunden verging die Zeit wieder mal wie im Flug und es wurde draußen fast schon wieder hell, als sich die letzten Hardliner auf ihre Hotelzimmer zurückzogen. Am Sonntagmorgen weckte ein ausgiebiges Frühstück wieder die Lebensgeister. Einige von uns traten danach die Heimreise an. Andere verbrachten nochmal einen ereignisreichen Tag an der Rennstrecke.
Quellennachweis
Text: Uwe Michael Zerrweck, Hockenheimring GmbH
Fotos: Uwe Michael Zerrweck
Bilder: Hockenheimring GmbH