Aktivitäten
Ostprignitz - Event bei Neuruppin
vom 22.09.2016 bis 25.09.2016
Sehr gerne nahmen wir das Angebot unseres Clubmitglieds, Lars Hoffmann, an. Er schlug nämlich vor, ein Clubtreffen in seiner Wahlheimat zu organisieren. Da unsere Mitglieder, die im Süden der Republik wohnen, eine lange Anreise nach Alt Ruppin vor sich hatten, war klar, dass es sich um ein 4-Tages-Event handeln würde.

Um die Anreise so entspannt wie nur möglich zu gestalten, beschloss ich – wie in der Vergangenheit schon häufig praktiziert – bereits einen Tag früher loszufahren. Günther Losacker, unser 1. Vorsitzender, stellte dieselbe Überlegung an und so schmiedeten wir folgenden Plan: Am Mittwoch, den 21. September trafen wir uns in Gotha um die weitere Anreise gemeinsam und als „Lustfahrt“ zu gestalten. Die Nacht verbrachten wir im Hotel am Schlosspark. Das Haus und die örtlichen Gegebenheiten waren uns bestens bekannt, denn wir hatten dort vor einigen Jahren schon einmal ein Clubtreffen.

Von dort war es am nächsten Morgen quasi nur noch ein „Katzensprung“ nach Alt Ruppin. Als wir am frühen Nachmittag im Hotel „Zum alten Rhin“ ankamen und unsere Fahrzeuge durch die enge Hauseinfahrt in Richtung Hotelparkplatz einfädelten, saßen bereits einige Event-Teilnehmer auf der Terrasse und ließen es sich gut gehen. Etwas später beim Abendessen im wohnlichen Gastraum, verkündete Lars das Programm der kommenden Tage. Nach einigen Kaltschalen am späteren Abend fielen wir zufrieden ins Bett und freuten uns auf den nächsten Morgen.

Der Freitag: Nach einem reichhaltigen Frühstück starten wir zur ersten Etappe unserer Ausfahrt. Die Kultur darf bei unseren Events bekanntlich nicht zu kurz kommen. Wir steuerten also das Schloss Rheinsberg an, um es zu besichtigen. Vom Parkplatz aus gelangten wir über den großzügig angelegten Park zum Eingangsbereich des Schlosses. Dort wartete bereits ein netter Herr, der die Führung übernahm und uns sein profundes Wissen vermittelte. In den Räumlichkeiten des Schlosses verteilten sich zu unserer Verwunderung, gefühlt etwa 111, zumeist weibliche Aufsichtspersonen, die mit ihrem gründlich antrainierten Ostblock-Charme für Ordnung sorgten. So lautete z.B. der im Kommandoton gesprochene Begrüßungssatz einer burschikosen Dame, die den Eingangsbereich bewachte: „Handtaschen nach vorne!“ Alsbald wurden die Fotografen unter uns gefragt, ob sie denn eine Fotografier-Erlaubnis hätten. Ich beantwortete die Frage zunächst einmal mit einem souveränen "JA". Die uniformierte Dame war mit der Antwort nicht ganz zufrieden, denn ich hatte kein rotes Bändchen am Handgelenk. Wir beschäftigten sie dann damit, uns ein paar Bändchen zu besorgen – gegen einen entsprechenden Obolus versteht sich.

Derweil mühte sich der Guide, uns die geschichtlichen Hintergründe und die baulichen Details zu vermitteln. Als Resümee bleibt festzuhalten, dass wir eine informative Führung erleben durften. Aber die roten Bändchen wurden zum „Running Gag“ und zum Tagesgespräch. Es war sehr lustig.
Nach einigen weiteren Kilometern über herrliche Alleen, erreichten wir das zweite Etappenziel. Katy, die bessere Hälfte von Lars Hoffmann, betreibt mit Leidenschaft eine eigene Pferdezucht. So war es nahe-liegend, dass wir das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt in Neustadt-Dosse besichtigen. Leider durften wir die Stallungen nur von außen betrachten, da gerade eine ansteckende Krankheit grassierte. Dennoch bekamen wir einen umfassenden Eindruck von dem riesigen Anwesen. Aber eine bestimmte Szene hat sich unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt: Nämlich die Art und Weise, wie Lars das monumentale Pferde-Denkmal bestieg. Alleine dafür hat sich die lange Anreise mehr, als gelohnt.
Mittlerweile war es bereits 14:30 Uhr. Also höchste Zeit für das Mittagessen. Nur wenige Meter vom Gestüt entfernt, kehrten wir bei Mario ein. Der Italiener öffnete sein Restaurant ausnahmsweise zu dieser ungewöhnlichen Uhrzeit und beglückte uns mit mediterranen Köstlichkeiten. Danach stand dem dritten Programmpunkt des Tages nichts mehr im Weg.
Es war der Besuch bei „Lady Agnes“. Und wer jetzt glaubt, es handele sich hierbei um den Besuch eines einschlägigen Rotlicht-Viertels, den kann ich beruhigen. Lady Agnes ist der Name eines Flugzeugs und zwar einer vierstrahligen Iljuschin IL-62.
Um einen touristischen Anziehungspunkt zu schaffen, wurde der verwegene Plan geboren, eben dieses Verkehrsflugzeug dort zu landen, wo Otto Lilienthal im August 1896 bei seinen Flugversuchen tödlich verunglückte. Die Landung war ein riskantes Vorhaben, aber billiger, als das Flugzeug in Einzelteilen dorthin zu transportieren. Das Problem war nur: Die Iljuschin braucht eigentlich eine befestigte, 2500 Meter lange Landebahn. In Stölln, wo die Landung stattfinden sollte, gab es aber nur eine 850 Meter lange Wiese. Als Pilot kam nur ein Mann in Frage, nämlich Hans-Dieter Kallbach. Der am 11. September 1940 in Essen geborene Kallbach ist ein Flieger-Ass und Volksheld und hat zu DDR-Zeiten die damaligen Führungspersönlichkeiten der Regierung geflogen. Die spektakuläre Landung glückte nach mehreren Anläufen. Heute beherbergt das Flugzeug ein Museum und wird auch als Standesamt genutzt. Unser Abstecher hat sich auf alle Fälle gelohnt. Im Flugzeug sahen wir u.a. einen Filmbericht über die waghalsige Landung und erfuhren, wie es zu der Namensgebung kam. Neben dem Kürzel IL-62 sollte der Flieger noch einen griffigen Namen bekommen. Die Ehefrau des Flugpioniers Lilienthal hieß Agnes. Was lag also näher, als das Flugzeug auf diesen Namen zu taufen.
Weil es so schön war, hatten wir bei allen Zwischenstopps des Tages mehr Zeit verbracht, als eigentlich geplant war. Das Grill-Buffet im Hotel musste zum Leidwesen des Kochs um eine halbe Stunde verschoben werden. Nach dem üppigen Essen ehrte unser 1. Vorsitzender, Günther Losacker, den Event-Organisator. Las Hoffmann hat uns wirklich ein tolles Programm zusammengestellt. Und wir waren zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht am Ende. Am folgenden Tag stand nämlich der Berlin-Besuch auf der Agenda.

Der Samstag: Wir waren gerade beim Frühstücken, als unser V.I.P. Shuttle vom CLS-Chauffeurdienst bereits vor dem Hotel Stellung bezog. Als wir in den bequemen Ledersesseln des luxuriösen Nightliners platzgenommen hatten, begrüßte uns der Fahrer über die Bordlautsprecher. Unser Ziel war eine Bootsanlegestelle im Zentrum Berlins. Wir wollten die Wasserwege unserer Hauptstadt erkunden. Der Chauffeur teilte uns mit, dass er uns möglichst in der Nähe der Anlegestelle absetzen wolle, was aber schwierig werden könne, da aufgrund des bevorstehenden Berlin-Marathons bereits einige Straßenzüge gesperrt seien.
Unser Bus kam gut durch und als wir ausstiegen, waren es nur noch wenige Meter bis zum Ausflugs-dampfer. Aufgrund des herrlichen Wetters war das Oberdeck bereits voll besetzt. Daher beschlossen wir, auf das nächste Schiff zu warten. Lars, unser Event-Organisator, wollte derweil die Tickets besorgen. Das Schiff legte gerade ab, als er am Ticketschalter erfuhr, dass dies aufgrund einer kurzfristig angemeldeten „Wasserdemo“ die letzte Fahrt des Tages war. Toll! Aber wir sind ja dynamisch und entscheidungsfreudig. So disponierten wir kurzerhand um und machten mit einem Doppeldecker-Bus eine Stadtrundfahrt.
Das Programm sah vor, dass die Event-Teilnehmer nach der Rundfahrt den Nachmittag zur freien Ver-fügung haben. Mein Plan stand schon lange fest. Ich hatte das Hotel Adlon von unserem letzten Berlin-besuch in bester Erinnerung und wollte dort unbedingt wieder eine super leckere Adlon-Torte genießen. Offensichtlich hatte ich so sehr davon geschwärmt, dass sich einige Clubmitglieder spontan meinem Plan anschlossen. Ganz in der Nähe des Hotels stiegen wir also aus. Der rote Teppich war – wie immer – ausgrollt und durch die große Drehtür gelangten wir in die Lobby. Ich hatte nicht zu viel versprochen. Alle waren von der Qualität des Hauses und der zuvorkommenden Bedienung begeistert.

Günther Losacker wollte als nächstes das Technik-Museum besuchen. Alle waren einverstanden. Es gab nur ein kleines Problem. Zwischen uns und dem Museum lagen einige Kilometer und aufgrund der bereits erwähnten Sperrung für den Berlin-Marathon war das Adlon selbst für Taxis nicht mehr erreichbar. Die sportlichen unter uns gingen einfach zu Fuß. Für den Rest orderte der Portier Fahrrad-Rikschas. Ich gehörte zum Rest und die Fahrt über die abgesperrte Marathonstrecke war ein Erlebnis, welches ich nicht missen möchte.
Nach dem Museumsbesuch lag der letzte offizielle Programmpunkt vor uns. Es war das Abendessen in der Osteria Maria. In diesem außergewöhnlichen Restaurant gibt es keine Speisekarte. Serviert wird den Gästen ein anspruchsvolles Fünf-Gang-Menü, welches keine Wünsche offen lässt. Die Herausforderung für den Gast liegt darin, sich bei den Vorspeisen zurückzuhalten, so dass er überhaupt in der Lage ist, bis zum letzten Gang durchzuhalten. Die Atmosphäre in dem urig eingerichteten Kellergewölbe war schon etwas ganz Spezielles. Die pfiffigen Bedienungen reichten ohne Unterlass die üppige Speisefolge und zwischendurch gab es von ihnen auch noch eine Gesangsdarbietung. Der 1. Vorsitzende, Günther Losacker, bedankte sich im Namen aller Teilnehmer beim Event-Organisator, Lars Hoffmann, für sein außerordentliches Engagement.
Spät in der Nacht brachte uns der Nightliner wieder zurück nach Alt Ruppin in unser Hotel. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen hieß es dann wieder Koffer packen und sich von Freunden verabschieden. Da es das letzte „Kaffee-Fahrer-Treffen“ des Jahres war, fiel der Abschied besonders schwer.
Quellennachweis
Text: Uwe Michael Zerrweck
Fotos: Uwe Michael Zerrweck, Brandenburgisches Haupt- und Landesgestüt